Heizkostenabrechnung 2002 / 2003: Hohe Nachzahlungen vorprogrammiert

Kiel, den 18.02.2003

Heizkostenabrechnung 2002 / 2003: Hohe Nachzahlungen vorprogrammiert

Ein kalter Winter, ein langer Winter, hohe und immer noch steigende Energiekosten und schließlich die am 01.01.2003 in Kraft getretene Ökosteuer – das sind die Zutaten, die allen Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteinern – egal ob Mieter oder Vermieter, Haus- oder Wohnungseigentümer – hohe Kosten in der kommenden Jahresabrechnung für die Heizperiode 2002 / 2003 bescheren werden.

Dabei ist Schleswig-Holstein von dieser Entwicklung besonders betroffen, da das nördlichste Bundesland aufgrund seiner exponierten Lage zwischen den Meeren zu den Ländern mit dem höchsten Heizenergiebedarf gehört.

Jeder einzelne der kostensteigernden Faktoren ist für eine unangenehme Überraschung bei der nächsten Heizkostenabrechnung gut:

  1. Die extrem niedrigen Temperaturen im Dezember und Januar und die zweite Frostperiode seit Anfang Februar lassen befürchten, dass der Energieverbrauch insgesamt um wenigstens 20 Prozent gestiegen ist. Wenn die Frostperiode noch länger anhält, mag auch eine Steigerung des Energieverbrauches um 30 Prozent eintreten. Damit geht eine Kostensteigerung in fast gleicher Höhe einher.
  2. Vor dem Hintergrund des drohenden zweiten Golfkrieges ziehen auch die Heizölkosten wieder kontinuierlich an. Lagen Sie im Februar 2002 noch ungefähr bei EURO 0,30 je Liter, so ist zwischenzeitlich die Marke von EURO 0,40 je Liter schon wieder deutlich überschritten. Mit einem weiteren Anstieg ist zu rechnen, wenn sich die Ereignisse am Golf überschlagen. Aufgrund des Anstieges bei den Heizölkosten ist – je nach Tankkapazität des Hauses – mit einer Kostensteigerung um weitere 20 Prozent zu rechnen.
  3. Auch die Haushalte, die mit Erdgas heizen, kommen nicht ungeschoren davon; zum einen ist der Gaspreis mit einer Verzögerung von ungefähr 6 Monaten an die Entwicklung des Heizölpreises gekoppelt, zum anderen schlagen Kostensteigerungen beim Erdgas in der Haushaltsrechnung immer sofort durch, da keine Lagerhaltung betrieben wird. Beim Erdgas tritt ein weiterer Faktor hinzu: Mit Wirkung vom 01.01.2003 ist die Ökosteuer um 0,2024 Cent je Kilowattstunde angehoben worden. Das hört sich wenig an. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von rund 150 Kilowattstunden je Quadratmeter im Jahr ergibt sich aber für eine 75 Quadratmeter große Wohnung schon eine Mehrbelastung von EURO 22,77. Hierauf ist Mehrwertsteuer zu zahlen, so dass die Wohnung im Ergebnis bei Mehrkosten von EURO 26,41 wegen der Ökosteuererhöhung landet.
  4. Auch Fernwärmekunden haben keinen Anlass sich zu freuen; Fernwärmepreise werden üblicherweise aus einer Mischkalkulation ermittelt. Es fließen die Preise für schweres Heizöl, für leichtes Heizöl, für Erdgas, aber auch für Koks und Braunkohle ein. Auch hier spielt die Ökosteuer wieder eine Rolle, da neben dem Gas auch das Schweröl höher besteuert wird. Bei der Fernwärme gilt zusätzlich, dass sie von Haus aus tendenziell teurer ist als Heizöl und Erdgas, dafür aber weniger heftigen Schwankungen unterliegt.
  5. Prinzipiell betreffen die Mehrverbräuche wegen des kalten Winters und die Mehrkosten wegen der gestiegenen Preise und der Ökosteuer alle Haushalte gleichermaßen; doppelt gebeutelt sind aber die Haushalte mit großen Wohnungen – vorrangig Familien mit Kindern – und Haushalte, die in schlecht isolierten Häusern wohnen. Letztere sind oft auch diejenigen, die über die geringsten Einkünfte verfügen. Ein Beispiel mag die Bandbreite verdeutlichen; aus dem Kieler Heizspiegel ist bekannt, dass für Durchschnittswohnungen der Gebäudeklasse 500 bis 1000 Quadratmeter ca. 150 Kilowattstunden jährlich verbraucht werden. Es gibt jedoch zahlreiche Wohnungen, bei denen dieser Wert auf über 250 Kilowattstunden hochschnellt, so dass diese Wohnungen wesentlich stärker von den Kostensteigerungen betroffen sind als der Durchschnitt. Und einen weiteren wesentlichen Unterschied gibt es zwischen Geschosswohnungen und den Ein- und Zweifamilienhäusern; Faustformel: Je größer die beheizte Fläche, desto wirtschaftlicher die Heizungsanlage; bei Ein- und Zweifamilienhäusern ist mit ca. 200 Kilowattstunden je Quadratmeter jährlich zu rechnen, bei Liegenschaften mit mehr als 1000 Quadratmetern Wohnfläche liegt der Durchschnitt knapp unter 150 Kilowattstunden pro Quadratmeter.

Fazit des Landesmieterbundes: Alle Haushalte tun gut daran, Rücklagen für die nächste Heizkostenabrechnung zu bilden. Besonders gilt dies für Wohnungen in Häusern der Baualtersklassen vor 1980, bei Wohnungen in kleinen Wohneinheiten und bei Wohnungen mit großer Grundfläche. Die Mehrkosten in den nächsten Heizkostenabrechnungen werden nach Schätzungen des Landesmieterbundes wenigstens in einer Größenordnung von 30 Prozent anfallen. Wenn die kostensteigernden Tendenzen anhalten, wird nach Auffassung der Mieterorganisation auch wieder Heizkostenzuschuss der Bundesregierung fällig werden.

Verantwortlich: Jochen Kiersch, Kiel

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