Deutlicher Anstieg bei den kalten Betriebskosten

Kiel, den 28.06.2011

Deutlicher Anstieg bei den kalten Betriebskosten

Alljährlich wertet die Mieterorganisation die Betriebskostenabrechnungen aus, die ihr zur Überprüfung vorgelegt worden sind. Jetzt liegt das landesweite Ergebnis der im Jahre 2010 vorgelegten Betriebskostenabrechnungen vor, mit denen die Betriebskosten des Jahres 2009 abgerechnet worden sind.

Danach verzeichnen die schleswig-holsteinischen Mietervereine einen deutlichen Anstieg der Betriebskosten gegenüber dem Vorjahr. Während die Steigerung bei den Kosten von Wasser und Abwasser mit circa 3 % noch moderat ausfällt, gibt es bei den Aufzugskosten einen Anstieg von 0,09 € auf 0,13 € je Quadratmeter Wohnfläche im Monat, entsprechend 44 %. Auch der Anstieg der Hauswartskosten liegt mit 20 % weit über dem Anstieg der Lebenshaltungskosten.

Die stärkste Steigerung ist aber bei den „sonstigen Betriebskosten“ zu verzeichnen. Diese sind von 0,04 € auf 0,06 € je Quadratmeter im Monat angestiegen, entsprechend einer Steigerung um 50 %. Auch wenn es sich hier absolut um relativ kleine Beträge handelt, muss man dennoch den Hintergrund dieser Entwicklung sorgfältig beobachten. Es hat sich nämlich aufgrund einer Entscheidung des Bundesgerichtshofes bei vielen Vermietern die Praxis eingestellt, alle möglichen Betriebskostenarten unter der Position „Sonstiges“ zu bündeln. In Einzelfällen ist die Liste der „sonstigen Betriebskosten“ bereits länger als die Liste, die in der Betriebskostenverordnung als regulär umlagefähig ausgewiesen ist. So zum Beispiel die Prüfung und Wartung von Feuerlöschern, Solarthermie-Anlagen und Lüftungsanlagen, Rauchabzugsanlagen und Rauchwarnmeldern, die Überprüfung von Elektroinstallationen, Abflussrohren, Regenrinnen, Videoanlagen und viele andere Positionen mehr.

Wenigstens eine Abrechnungsposition ist gegenüber dem Vorjahr aber deutlich billiger geworden. Es handelt sich dabei um die Kosten der Müllabfuhr, die von 0,31 € je Quadratmeter auf 0,27 € nachgegeben haben. Dies entspricht einer Senkung um fast 13 %. In der Summe – so haben es die Betriebskostenabrechnungen 2010 gezeigt – haben sich die kalten Betriebs-kosten von 1,80 € je Quadratmeter Wohnfläche auf 1,95 € monatlich erhöht. Dies entspricht einer Steigerung um 8,3 %. Demgegenüber sind die Kosten für Heizung und Warmwasser annähernd gleich geblieben.

Interessant ist ein Vergleich des landesweiten Betriebskostenspiegels mit dem der Landeshauptstadt Kiel. Lässt man die sonstigen Betriebskosten, die in den beiden Erhebungen unterschiedlich berücksichtigt werden, außer Acht, so fallen die kalten Betriebskosten außerhalb von Kiel ungefähr 13 % höher aus. Dies betrifft vorrangig dienstleistungsorientierte Kosten wie Hauswartstätigkeiten, Gartenpflege, Schnee- und Eisbeseitigung aber auch die Kosten der Müllabfuhr, die jedoch ebenfalls lohnintensiv sind. Der Kieler Mieterverein führt diese Tatsache darauf zurück, dass gerade um dienstleistungsorientierte Betriebskosten in der Landeshauptstadt besonders heftig zwischen Mietern und Vermietern gerungen wird. Details zu einzelnen Betriebskostenpositionen zeigen die folgende Tabelle und die Grafik.

Die schleswig-holsteinischen Mietervereine nehmen diesen Betriebskostenspiegel erneut zum Anlass allen Mieterhaushalten die Überprüfung ihrer Heiz- und Betriebskostenabrechnungen dringend nahe zulegen. Dabei finden sich dort selten rechnerische Fehler. Ob aber in einzelnen Betriebskostenpositionen Anteile enthalten sind, die nicht umgelegt werden dürfen, ist nur herauszufinden, indem die zu Grunde liegenden Verträge und Belege gesichtet werden. Hierauf haben Mieter einen Rechtsanspruch. Und nur den Verträgen kann man entnehmen, ob zum Beispiel in einem Fahrstuhlwartungsvertrag die Reparaturkosten für den Fahrstuhl enthalten sind, die nach der Gesetzeslage der Vermieter bezahlen muss. Das gleiche gilt für Verträge, die dem Hausmeister die Pflicht auferlegen auch typische Verwaltungsleistungen zu erbringen, wie zum Beispiel die Übergabe einer Wohnung an den Mieter oder deren Rücknahme. Und wer einen Vertrag über Gartenpflege gründlich prüft wird häufig feststellen, dass die tatsächlichen Gartenpflegeleistungen weit hinter dem zurückbleiben, was vertraglich vereinbart ist und zu Lasten der Mieter bezahlt wird.

Nähere Auskünfte zu diesem Thema erteilen alle schleswig-holsteinischen Mietervereine. Deren Anschriften und Beratungszeiten können zentral über die Landesgeschäftsstelle des Mieterbundes in Kiel, Eggerstedt-straße 1, 24103 Kiel oder über das Internet unter www.mieterbund-schleswig-holstein.de abgefragt werden.

Kostenart Schl.Holst. 09 Schl.Holst. 08 Veränderung % Kiel
Heizung 0,82 € 0,82 €  
Warmwasser 0,22 € 0,22 €  
Summe kalte Betriebskosten 1,04 € 1,04 €  
   
Grundsteuer 0,20 € 0,20 € 0,20 €
Wasserversorgung (inkl. Abwasser) 0,34 € 0,33 € 0,01 € 3,0 0,37 €
Aufzug 0,13 € 0,09 € 0,04 € 44,4 0,14 €
Straßenreinigung/Winterdienst 0,07 € 0,06 € 0,01 € 16,7 0,06 €
Müllbeseitigung 0,27 € 0,31 € – 0,04 € -12,9 0,22 €
Gebäudereinigung 0,19 € 0,17 € 0,02 € 11,8 0,13 €
Gartenpflege 0,15 € 0,14 € 0,01 € 7,1 0,10 €
Allgem. Strom 0,04 € 0,04 € 0,05 €
Schornsteinreinigung 0,04 € 0,04 € 0,02 €
Sach- und Haftpflichtversicherung 0,15 € 0,13 € 0,02 € 15,4 0,14 €
Hauswart 0,18 € 0,15 € 0,03 € 20,0 0,11 €
Gemeinschaftsantenne u. Kabelfernsehen 0,13 € 0,10 € 0,03 € 30,0 0,12 €
Sonstige Betriebskosten 0,06 € 0,04 € 0,02 € 50,0 –   €
Summe kalte Betriebskosten 1,95 € 1,80 € 0,15 € 8,3 1,66 €

Verantwortlich: Jochen Kiersch, Kiel

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