Räumungsklagen leicht rückläufig – deutlicher Anstieg im hamburgischen Umland

Kiel, den 24.08.2005

Räumungsklagen leicht rückläufig – deutlicher Anstieg im hamburgischen Umland

In regelmäßigen Abständen untersucht der Landesmieterbund die Entwicklung der Räumungsklagen in den 10 größten Städten Schleswig-Holsteins. Aus den jüngst zusammengetragenen Zahlen ergibt sich ein differenziertes Bild:

So haben bis auf die Stadt Elmshorn alle Städte Zahlen geliefert, die erkennen lassen, dass die Zahl der räumungsbeklagten Haushalte insgesamt leicht rückläufig ist. Während von 1998 bis 2001 ein kontinuierlicher Anstieg von 1.775 auf 2.140 Klagen in den befragten Kommunen zu verzeichnen war, ging die Zahl über 2.029 im Jahre 2003 auf 1.958 im Jahre 2004 zurück. Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zu den Aussagen von Vermieterverbänden, wonach auf Vermieterseite immer höhere Mietrückstände auflaufen und die Zahl der „Mietnomaden“ angeblich stark zunehmen soll. Es dürfte erwartet werden, dass derartige Prozesse eine höhere Zahl von Räumungsklagen nach sich gezogen hätte.

Allerdings müssten die von den Kommunen gemeldeten Zahlen sehr differenziert betrachtet werden. In der regionalen Verteilung fällt nämlich auf, dass die kreisfreien Städte – mit Ausnahme von Lübeck, wo die Zahl der Räumungsklagen auf hohem Niveau stagniert – deutlich rückläufige Zahlen an Räumungsklagen haben. Dem gegenüber zieht die Zahl im hamburgischen Umland, nämlich in Norderstedt, Pinneberg und Wedel deutlich an. In Norderstedt beispielsweise waren jährlich um die 80 Räumungsklagen zu verzeichnen mit einem drastischen Sprung im Jahre 2002 auf zunächst 107 Räumungsklagen bis 120 im Jahre 2004. Ähnlich auch in Pinneberg mit einem Anstieg um fast 100 Prozent und Wedel mit ca. 30 Prozent in den vergangenen Jahren.

In den unterschiedlichen Entwicklungen spiegelt sich nach Auffassung der Mieterorganisation die Tatsache wider, dass der Wohnungsmarkt im hamburgischen Umland sich sukzessive weiter anspannt und die Weitervermietung nach einer Räumungsklage einfach ist, während Vermieter in den übrigen Landesteilen mit einer Räumungsklage eher zurückhaltend sind, um keinen Leerstand zu riskieren. Einzelheiten bitten wir der nachstehenden Tabelle zu entnehmen.

Die Mieterorganisation weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Räumungsklage und Zwangsräumung in vielen Fällen vermeidbar sind. Die wenigsten Vermieter haben ein Interesse daran, ihre Mieter herauszuräumen und sind durchaus zu Zugeständnissen und zur Mithilfe gegenüber Behörden bereit und in der Lage, wenn sie von ihren Mietern frühzeitig wegen etwaiger Zahlungsprobleme angesprochen werden. Aber natürlich bieten auch die Mietervereine, Schuldnerberatungen, Wohnungs- und Sozialämter Hilfestellung an, die um so effektiver ist, je früher betroffene Haushalte diese Hilfe in Anspruch nehmen. In vielen Fällen können damit die enormen zusätzlichen Kosten abgewendet werden, die mit einem Räumungsprozess und etwaigen Zwangsräumungsterminen einhergehen.

Für die nähere Zukunft rechnet die Mieterorganisation mit einem Anstieg der räumungsbeklagten Haushalte auch in den bisher entspannteren Regionen infolge der Neuerungen durch die Hartz-IV-Gesetzgebung. Verwertbare Zahlen dazu liegen aber noch nicht vor. In diesem Zusammenhang fordert die Mieterorganisation erneut, dem dramatischen Abschmelzprozess im Sozialwohnungsbestand mehr neue Preis- und Belegungsbindungen gegenüber zu stellen, die nicht unbedingt im Neubau realisiert werden müssen. Es wird aber ein breiteres Angebot an preiswerten Wohnungen benötigt, zumal vermehrt preiswerter Wohnraum durch Abriss und Modernisierung verloren geht. Ein Finanzierungstopf für die Neubegründung von Preis- und Belegungsbindungen im Bestand kann durch Umschichtung von Mitteln aus der Eigenheimförderung erschlossen werden, zumal auch die schleswig-holsteinische Bevölkerung sich auf dem Arbeitsmarkt vermehrt mobil zeigen muss. Immobilien stehen dieser Anforderung entgegen, während ein preiswertes Mietwohnungsangebot dies unterstützt.

Stadt/Jahr

Einwohner*

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

je 1000
Einwohner

Kiel

233039

840

795

716

755

846

674

627

757

764

733

620

584

2,51

Lübeck

212754

259

267

303

260

303

443

399

450

595

623

658

658

3,09

Flensburg

85300

245

268

252

230

221

179

252

234

234

283

201

180

2,11

Neumünster

78951

72

102

90

57

64

195

158

150

164

182

166

149

1,89

Norderstedt

71695

38

14

50

57

93

82

92

81

73

107

99

120

1,67

Pinneberg

40244

 

 

 

 

 

33

27

42

33

44

85

81

2,01

Itzehoe

33230

 

 

 

58

62

41

44

40

33

43

55

45

1,35

Wedel

32164

 

 

 

 

 

44

30

44

44

50

63

61

1,90

Rendsburg

28700

115

80

73

70

79

84

71

79

104

76

82

80

2,79

Summe

816077

 

 

 

 

 

1775

1700

1877

2044

2141

2029

1958

2,40

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

* am 31.12.2003

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Elmshorn

48344

 

 

 

98

 

67

93

117

99

** 39

k. A.

k. A.

 

** erstes Halbjahr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verantwortlich: Jochen Kiersch – Kiel

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