Explosion der Energiepreise: Heizkostennachzahlungen für viele Haushalte nicht mehr zu schultern

Kiel, den 23.05.2008

Explosion der Energiepreise:
Heizkostennachzahlungen für viele Haushalte nicht mehr zu schultern

Sorgenvoll blicken die Autofahrer auf den steilen Anstieg der Kraftstoffpreise an den Tankstellen – manches Auto bleibt zugunsten des ÖPNV oder des Fahrrades schon mal in der Garage stehen. Mindestens ebenso dramatisch ist jedoch eine weitere Entwicklung

, die sich noch nicht so sehr im Fokus des Öffentlichen Interesses abspielt aber unweigerlich auf die Haushalte zukommt: Der parallel verlaufende dramatische Anstieg bei den Heizölkosten. Rund 60 Cent kostete der Liter Heizöl im Jahre 2006. Er gab dann noch einmal auf 50 Cent im März 2007 nach und kennt seit dem nur noch eine Richtung: Steil bergauf. Zwischenzeitlich kostet der Liter Heizöl rund 93 Cent. Dies entspricht einer Steigerung um 55% gegenüber dem Durchschnittspreis 2006 und um 86% gegenüber dem günstigsten Wert im Februar/März 2007.

Während die Eigentümer ölbeheizter Ein- und Zweifamilienhäuser diesen Anstieg schon jetzt zu spüren bekommen, weil sie beim Heizöltanken die sehr viel höheren Preise sofort bezahlen müssen, baut sich für Mieterhaushalte ein bedrohliches Szenario auf. Schon in den demnächst eintrudelnden Heizkostenabrechnungen 2007/2008 ist mit 10% bis 15% höheren Heizkosten gegenüber dem Vorjahr zu rechnen. Dabei profitiert die laufende Periode noch von den vergleichsweise günstigen Heizölpreisen des Jahres 2007. Eine 60 m² Wohnung in einem Mehrfamilienhaus mit 8 bis 10 Wohnungen sollte mit rund EUR 700,00 auskommen zzgl. EUR 125,00, wenn das warme Wasser über die Zentralheizung bereitet wird. Mittig gelegene Wohnungen in Großanlagen sollten niedrigere Werte zu erwarten haben. Das Gleiche gilt für Wohnungen der Baujahre ab ca. 1990. Umgekehrt müssen Mieter von Dachgeschosswohnungen mit Mehrkosten bis zu 30% rechnen und auch in kleineren Liegenschaften insbesondere in Ein- und Zweifamilienhäusern fallen Verbräuche und Kosten höher aus.

Eines steht jedoch schon jetzt fest: In der Heizkostenabrechnung 2008/2009 wird sich die Ölpreisexplosion mit voller Wucht niederschlagen. Die 60 m² Wohnung, die in dieser Periode noch für EUR 700,00 Heizungs- und EUR 125,00 Warmwasserkosten zu beheizen war, wird dann EUR 910,00 für die Beheizung und EUR 162,05 für die Warmwasserversorgung verschlingen. Grob gerechnet muss man sich auf EUR 1,50 je m² Wohnfläche und Monat an Heizkosten einstellen. Die Mieterorganisation empfiehlt daher – leider – die Heizkostenvorauszahlungen vorsorglich um rund 30% anzuheben oder Rücklagen in entsprechender Höhe auf dem Sparbuch zu parken. Damit werden viele Haushalte überfordert sein. Sie sollten dies den Transferleistungsträgern frühzeitig mitteilen.

Warnend weist die Mieterorganisation daraufhin, dass von dieser Entwicklung nicht nur Mieterhaushalte betroffen sind. Auch die Kommunen und Arbeitsgemeinschaften werden gut daran tun, in die Haushaltspläne für 2009 rund 30% höhere Heizungs- und Warmwasserkosten einzukalkulieren.

Mit dem Anstieg der Energiekosten findet die wohlfeile Empfehlung, dass sich warm anziehen muss, wem Unangenehmes ins Haus steht, zu ihrer ursprünglichen Bedeutung zurück: Wärmer anziehen und dafür die Raumtemperatur um 1 Grad absenken, bringt eine Ersparnis von 6% der Heizkosten. Robuste Naturen können mit einer Absenkung um 2 Grad dem dramatischen Anstieg spürbar entgegenwirken. Die Warmwasserkosten schlagen mit rund 18% der Heizkosten zu Buche. Öfter mal unter die Dusche zu gehen statt in die Badewanne trägt auch zur Ersparnis bei. Im Übrigen rät die Mieterorganisation Mietern wie Vermietern möglichst im Einvernehmen nach Wegen zu suchen, wie Gebäude mit vertretbarem Aufwand nachgerüstet werden können, um der Entwicklung auch durch technische Maßnahmen entgegenzuwirken. Es muss etwas passieren!

Nähere Auskünfte mit allen hiermit zusammenhängenden Fragen erteilen alle Schleswig-Holsteinischen Mietervereine. Deren Sprechzeiten und Aufnahmebedingungen können bei der Landesgeschäftsstelle des Mieterbundes Schleswig-Holstein, Eggerstedtstraße 1, 24103 Kiel, Telefon 0431 / 97 919 – 0 erfragt werden. Sie sind auch im Internet verfügbar unter www.mieterbund-schleswig-holsten.de

Verantwortlich: Jochen Kiersch – Kiel

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